Serie Dr. Molly & Karl - Pilotsendung

Die zweite Serie im neuen SAT 1 "Serien-Donnerstag" ist Dr. Molly & Karl, die am 23.10.2008 um 21:15 Uhr der Serie Plötzlich Papa - Einspruch abgelehnt folgte.

Gleich in den ersten Minuten bekommt man den Eindruck, dass hier versucht werden soll, uns die fettleibige Dr. Molberg als die SAT 1-Version des amerikanischen Dauer-Riesenerfolgs Dr. House zu verkaufen, der ja auf RTL konstant exzellente Quoten einfährt. Im weiteren Verlauf lässt auch ER Emergency Room grüßen. In der zweiten Hälfte wird's extrem Grey's Anatomy, im schlechtesten Sinne. Als kleine Zugabe gibt's noch eine Prise Doctor's Diary dazu. Sieht aus, als hätte man es darauf angelegt, sich genau die Dinge herauszugreifen, die in den einzelnen Serien nicht so gut funktionieren.

Für die junge Zielgruppe, die sich wohl kaum für den sonst langweiligen Cast (ganz zu schweigen von den ausgelutschten Streitthemen, siehe unten) begeistern kann, hat man noch Collien Fernandes angeheuert, die die Krankenschwester mit dem peinlichen Namen Sonnenschein spielt. Während der Sendung fragte man sich, was sie eigentlich da macht. Sie wettet zusammen mit der anderen Trägerin eines peinlichen Namens - Schwester Melonenmädchen - darauf, dass der Neuzugang Karl nur einen Tag bleibt. Na, in wievielen Serien haben wir das schon gesehen?

Die Figur der Dr. Molberg ist Dr. Gregory House anfänglich sehr ähnlich. Der Sarkasmus wurde übernommen, wenngleich auch der Dialog nicht an die Qualität des Originals herankommt. Molberg ist zum Teil gezielt bissig und verletzend, während House für gewöhnlich in seiner eigenen Realität lebt, die Welt ganz anders wahrnimmt, als es seine Umwelt tut.

Sabine Orléans hat wohl ausgiebig ihrem Kollegen Hugh Laurie zugeschaut. Wenn man sogar die Mimik dessen übernehmen muss, dann zeugt das nicht gerade von großem Talent/Kreativität. Eine eigene Figur erschaffen, sie sich zu eigen machen, sollte das Ziel eines Schauspielers sein, dachte ich. Körperfülle allein reicht da nicht aus.

Da Dr. Molly eine Frau ist, fühlte man sich wieder einmal verpflichtet, der Figur den Edge zu nehmen. Also das, was House zum Großteil ausmacht. Wir lieben House, weil er anders denkt als die Mehrheit der weniger genialen Menschen. Er überrascht uns und oft ist das sehr lustig. Er hat seine Sucht, seine Schmerzen, seine Einsamkeit und seine liebenswerten Eigenarten. Dr. Molly muss aber unbedingt auch das sein, was uns das TV so gerne als "typisch weiblich" verkaufen will. Sie sieht nicht wortlos in den Spiegel, sondern bemerkt "siehst du heute wieder scheisse aus". Sie hat Kinder, wie sich das gehört. Und sie hat einen Mann, der ihr in der Thermosflasche heisse Schokolade bringt und zuhause ein warmes Süppchen gekocht hat. Sie hat ein Herz, wie sich das für eine Frau gehört. Ja, ich konnte es auch kaum glauben. Schade eigentlich. Das erinnert wieder eher an Dr. Miranda Bailey aus Grey's Anatomy und die lahme Storyline, die zu ihrem Privatleben geschaffen worden war - und im Sande verlief.

Erwartungsgemäß steht auch Dr. Molberg ein Team zur Seite. Wie das in der ersten Staffel von House auch der Fall war, hat man auf zwei Männer und eine Frau gesetzt. Allerdings konnte man nicht mit einem bunt gemischten und deshalb einprägsamen Team aufwarten wie Dr. House (der australische Schönling Chase, der arrogante Afro-Amerikaner Foreman und die gewissenhafte Cameron).

Dr. Mollys Team-Männer sind ziemlich blah - auch wenn einer der beiden - Jansen - breitbeinig, mit verschränkten Armen und krauser Stirn dasteht wie wir das von Foreman nur zu gut kennen. Auch das Kopfschütteln hat er sich von seinem Vorbild abgeguckt. Der andere männliche Arzt ging völlig unter. Wenn einer schon weniger zu tun hat als die anderen, müsste er ja eigentlich irgend etwas haben, das beim Zuschauer haften bleibt, oder nicht?

Da die House-Kopie weiblich ist, muss die Cuddy-Kopie, der Klinikchef Prof. Klarholdt (Dominik Bender) natürlich männlich sein, das versteht sich von selbst. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass wir viel zu Klarholdts Privatleben präsentiert bekommen.

Dr. Carlotta Edelhardt (Susanna Simon) - Karl - ist der Neuzugang, der - wie Cameron von House - das sensitivere Gegenstück zu Dr. Molberg darstellt. Sie legt sich mit der "kalten" Dr. Molly an, "übersetzt" die Fakten für die Patienten. Dann wieder verhält sie sich völlig peinlich wie wir das sonst nur von Meredith Grey aus Grey's Anatomy kennen (und mittlerweile hassen).

Ja, es ist schon erstaunlich, dass Dr. Molly & Karl sich ausgerechnet die Dinge aus Grey's Anatomy herausgreift, die die Serie zur Zeit Zuschauer kosten. Autorin und Produzentin Shonda Rhimes sinkt immer mehr in der Gunst der Zuschauer, ihr wird mangelnde Kreativität besonders in Bezug auf die Entwicklung der unreifen Figuren vorgeworfen.

Was wir wirklich nicht gebraucht hätten ist der Zickenkrieg im Krankenhaus. Das Gekeife der Weiber (Molly/Karl) um ausgelutschte, künstlich geschaffene "Frauenthemen" war äußerst enttäuschend. Dr. House hebt sich von der Masse ab, Dr. Molly präsentiert Aufgewärmtes aus den Medien von vorvorgestern. Eine erneute Auflage des gänzlich überflüssigen und künstliche geschürten Kampfes der Übergewichtigen gegen die Normalgewichtigen, der Mütter gegen die Frauen, die keine Kinder geboren haben, ist doch sowas von yesteryear. Doctor's Diary war in der Beziehung schon peinlich genug.

Der Vergleich mit Dr. House und anderen "Inspirationen" war zwar ganz spannend, doch die erste Folge von Dr. Molly & Karl hat mich nicht von sich überzeugen können. Die Ansage, dass es zwischen Karl und dem Geistlichen auch noch zu einer Dornenvögel-Storyline kommen soll, lässt mir die Haare zu Berge stehen. Vor allem deshalb, weil Karl sich in der Pilotsendung derart idiotisch aufgeführt hat.

Mal schauen, ob der Autor Martin Rauhaus in der zweiten Folge mit einer originellen Story und unvorhersehbaren Entwicklungen der Figuren aufwarten kann. Darauf wetten würde ich nicht. Update: Hier zu Folge 2.

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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Diese Serie ist der letzte Dreck. Wie können die ernsthaft glaube das man mit so einer unterirdischen schauspielerischen Leistung (Sabine Orléans) irgendjemand begeistern kann. Die Frau hat genau einen Gesichtsausdruck drauf....